Konsignationslager – Definition und Konzept
Ein Konsignationslager ist ein Lager, das sich beim Kunden befindet, aber im Eigentum des Lieferanten bleibt, bis die Ware entnommen wird. Erst bei der Entnahme geht das Eigentum an den Kunden über und die Rechnung wird fällig. Dieses Modell wurde ursprünglich für den Außenhandel entwickelt, ist aber auch im Inland weit verbreitet.
Vorteile des Konsignationslagers
Ein Konsignationslager bietet mehrere Vorteile:
- Hohe Versorgungssicherheit: Der Kunde hat jederzeit Zugriff auf die benötigten Waren.
- Geringe Prozess- und Bestandskosten: Keine aufwendige Mengenplanung und keine eigenen Bestände.
- Kurze Lieferzeiten: Schnelle Befriedigung des Kundenbedarfs durch direkte Entnahme.
Einrichtung und Rahmenbedingungen
Um ein Konsignationslager einzurichten, müssen Kunde und Lieferant die Einzelheiten in einem Rahmenvertrag festlegen. Dieser umfasst sowohl kaufmännische als auch logistische Aspekte.
Rahmenvertrag
Kaufmännischer Teil
Der kaufmännische Teil des Rahmenvertrags beinhaltet:
- Artikel
- Preis und Zahlungskonditionen der Produkte
- Eigentumsübergang
- Sanktionen bei fehlender Lieferfähigkeit
- Ort des Lagers und Übernahme der Lagerkosten
- Reklamationsprozess (z. B. bei Qualitätsmängeln)
- Laufzeit des Vertrags
Logistischer Teil
Der logistische Teil des Rahmenvertrags umfasst:
- Planmengen und maximale Entnahmemengen pro Tag oder pro Woche
- Maximaler Bestand und Sicherheitsbestand bzw. Reichweite
- Zugang des Lieferanten zum Konsignationslager (Bestandskontrolle, Auffüllen des Bestands)
- Registrierung und Meldung einer Entnahme
- Notfallstrategie
Erfassung der Entnahme
Es gibt verschiedene Systeme zur Erfassung der Entnahme durch den Kunden. Diese Systeme stellen sicher, dass der Bestand im Konsignationslager stets aktuell ist und Nachbestellungen rechtzeitig ausgelöst werden.
Ein-Behälter-System
Beim Ein-Behälter-System wird der entnommene Artikel gescannt, ähnlich wie an der Kasse eines Supermarktes. Alternativ kann eine Waage an jedem Lagerfach installiert werden, um die Entnahme automatisch zu erfassen. Diese Methode ist jedoch störanfällig und funktioniert nur bei ausreichend schweren Teilen.
Zwei- oder Mehr-Behälter-System
Das Zwei- oder Mehr-Behälter-System nutzt Kanban-Karten oder Barcodes, um die Entnahme zu registrieren. RFID-Sensorik (Radio Frequency Identification) kann ebenfalls verwendet werden, um die Identität und Position des Behälters zu erfassen und automatisch Bestellungen auszulösen.
Vorteile für Lieferanten
Ein Konsignationslager bietet auch für Lieferanten mehrere Vorteile und Herausforderungen.
Marktposition
Ein Konsignationslager verbessert die Marktposition des Lieferanten als Vorzugslieferant, der zusätzlichen Service bietet. Dies vereinfacht die Beschaffungslogistik des Kunden und stärkt die Partnerschaft zwischen Lieferant und Kunde.
Herausforderungen
Der Lieferant muss die Lieferfähigkeit garantieren und Vorräte bereitstellen, die räumlich entfernt vom eigenen Standort sind. Dies erfordert eine zeitnahe und korrekte Meldung der Entnahmen durch den Kunden. Falls mehrere Kunden gleichartige Produkte abnehmen, wirken Konsignationslager wie dezentrale Lager, was zu höheren Gesamtbeständen in der Distributionslogistik führt.
Geeignete Produkte
Nur variantenarme Produkte mit kontinuierlichem und vorhersehbarem Verbrauch sind für Konsignationslager geeignet. Der Bestand muss die Zeit bis zur Nachlieferung und Nachfrage-Schwankungen überbrücken.